Fundacion Manuel Cepeda Vargas Genocidio a Union Patriotica


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Die Auslöschung der Überlebenden

Iván Cepeda Castro

In der kolumbianischen Tageszeitung "El Espectador" erschien am 11. September dieser erschreckende Bericht über die Vernichtung der wenigen Überlebenden des politischen Genozids an den Mitgliedern kommunistischer Organisationen in den Achtziger- und Neunzigerjahren.

"Ein Charakterzug des Genozids gegen die Mitglieder der Patriotischen Union (UP) und der Kolumbianischen Kommunistischen Partei ist sein Andauern in Zeiten allgemeiner Toleranz. Dass die massenhafte Vernichtung einer politischen Gruppierung über zwei Jahrzehnte geht und heute ihren Lauf nimmt ohne dass die Gesellschaft reagiert, ist symptomatisch für die Akzeptanz gegenüber den Formen der Gewalt in Kolumbien. Nach der Liquidation zahlreicher Organisationsstrukturen der Opposition, werden jetzt die Überlebenden getötet. Drei Beispiele der jüngeren Vergangenheit belegen das.

Am 26. Juli verschwand Mauricio Tote Yace, Mitglied der UP und Indígena aus Kokonuko, wohl durch eine Aktion der Sicherheitsbehörde (DAS). Seine Familienangehörigen sagen, dass sie den Leichnam im Leichenschauhaus mit mehreren Schüssen im Rücken vorfanden. Die DAS hat diese Tatsache gegenüber den Medien so dargestellt als ob der anerkannte Indígenaführer ein Terrorist gewesen sei, welchen die Behörden bei der Vorbereitung der Sprengung eines Strommasten überrascht hätten.

Am 15. Juli wurde in der Stadt Bucaramanga die Gewerkschafterin und UP-Überlebende Carmen Elsa Nova vermutlich von Paramilitärs ermordet. Wochen zuvor, am 1. April, wurden der Rechtsanwalt Carlos Bernal, kommunistischer Politiker aus Cúcuta, und sein Begleiter in einem Restaurant erschossen, offenbar auch durch Paramilitärs.

Nach Angaben von "Reiniciar" (Neubeginnen) haben die paramilitärischen Gruppen - gerade im "Waffenstillstand" - seit der Amtsübernahme der aktuellen Regierung bis heute einundsiebzig Menschen der UP ermordet und dreißig weitere verschwinden lassen. In Regionen und Departments mit traditionell hoher kollektiver Organisation (Tolima, Meta, Norte de Santander, Cundinamarca, Arauca, Caquetá und anderen) wird eine Strategie anwachsender Mordraten angewandt. Zuerst attackiert man die Basisorganisationen und die sozialen Hilfsnetze mittels systematisierter Massaker, gewaltsamer Vertreibung und Exilierung der Aktivistinnen und Aktivisten und ihrer Familien. Der Terror ist für diese Ziele eine effiziente Zutat. Aussagen von Menschen, denen die Flucht gelungen ist, berichten von Fällen, wo man die Opfer lebendig vierteilt um den Anwohnerinnen und Anwohnern eine "Lektion" über die schrecklichen Konsequenzen ihrer politischen Aktivität zu erteilen. Die Propagandakampagnen, die denen, die die Region nicht als Subversive verlassen müssen und die später zu willkürlichen Verhaftungen führen, komplettieren die terroristische Aktion. Mit einmal geschwächter Basis, werden Attentate gegen die sichtbaren Führer begangen, die sich weigern ihre Orte zu verlassen, wie bei den drei genannten Fällen. Um jegliche Spur dieses Genozids und der örtlichen Geschichte der Patriotischen Union aus der Erinnerung zu tilgen, verfolgt man die alten Mitglieder, lässt man die Familienangehörigen der Verschwundenen verschwinden und ermordet die Verwandten der Ermordeten. Ganze Familien wurden Opfer dieser Vorgehensweise.

Einen Verwandten eines Verschwundenen verschwinden zu lassen, oder die Angehörigen eines Ermordeten zu töten zeigt mit aller Deutlichkeit, dass die Intention die Vernichtung der politischen Gruppe und ihrer sozialen Umgebung ist, von Grund auf. Die Raserei gegen die Überlebenden und Angehörigen der UP-Opfer ist eine weitere Charakteristik, die diesen Genozid in die Horrorgalerie der Zeitgeschichte eingehen lassen. Bis wann will die kolumbianische Gesellschaft diese Schandtat tolerieren?"

Iván Cepeda
(Übers.: G. Pohl)

Publicado en El Espectador 11/09/04




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